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Die Wagner-Familie

Letztes Update am

Meine Mutter lernte beim Tanz im Bruckhaus meinen Vater kennen und zog nach der Hochzeit mit meinem Vater in ein Zimmer im Haus nebenan – auch hier war es eine Einzimmerwohnung. Gebadet wurde in einer Zinkbadewanne hinter einem großen Badehandtuch. Das Wasser für das Bad wurde auf dem Kohleofen erwärmt.

In der Einzimmerwohnung noch begann mein Vater, sich auf seine Meisterprüfung vorzubereiten. Der Abschluss der Technikerschule, die er noch in der ehemaligen Tschechei besucht hatte, wurde in Westdeutland nicht anerkannt. Mein Vater arbeitete in einem Fahrradgeschäft in Moers – bei Pollmann.
In der Einzimmerwohnung haben meine Eltern noch gewohnt, als ich geboren wurde. Erst als ich zwei oder drei Jahre alt wurde, zogen wir nach nebenan in mehrere Zimmer in dem alten Guthof der Weidners, in dem schon die Oma wohnte.
Dort war es zwar keine abgeschlossene Wohnung, aber es gab ein Schlafzimmer, Küche und ein kleines Wohnzimmer. Von der Küche aus gab es einen kleinen Kellerraum, in dem auch der Brunnen des Hauses war. Mein Vater sorgte im Winter dafür, dass es trotz Frost weiterhin fließendes Wasser gab.
Später kam noch ein weiteres Zimmer hinzu, so dass ich mit 5 oder 6 Jahren ein eigenes Kinderzimmer bekam – das ehemalige kleine Wohnzimmer hinter der Küche. Es ging ein paar Stufen nach oben, weil das Zimmer über dem Keller lag.

Waltraud heirate Erich Kurzmann. Onkel Erich war Hauer vor Tage auf der Zeche in Vluyn. Mein Vater fing ebenfalls auf der Zeche an – als »einfacher Arbeiter«, was ihm seine Tante und sein Onkel Mühl, bei denen er nach der Kriegsgefangenschaft aufgenommen worden war, erst einmal ein wenig übel nahmen.

Die alten Kurzmanns, Erichs Eltern, hatten eines der kleinen Häuschen in einer der Bergarbeitersiedlungen in Neukirchen – in Dicksche Heide, um genau zu sein. Erich und Waltraud zogen in eine der Zechenwohnungen auf der Hans-Böcklerstraße.

Damit begann die Zeit der kleinen und großen Familientreffen und -feiern. Erich und Waltraud kamen an freien Abenden und am Wochenende mit dem Roller aus Neukirchen. Hans, der ältere von den beiden Brüdern, lernte Brigitte kennen und heiratete. Hans und Brigitte zogen nach Ründerroth, wo Brigitte ein Grundstück erbte und die beiden bauten ein dort ihr Haus.

Marianne lernte Peter Lengsholz kennen und zog nach Köln. Friedhelm lernte Karin kennen und die beiden zogen in eine Wohnung in Vluyn.

Ich erinnere mich noch an ein Sylvesterfest mit der ganzen Familie. Peter brachte Feuerwerkskörper und Raketen mit – so etwas hatte sich niemand in der Familie bis dahin geleistet, aber alle Männer aus der Familie hatten großen Spaß daran, die Knallkörper und Raketen aufzustellen und abzuschießen.