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Gebt mir ein Kriterium

Die Sucht nach Mehr, Größer, Weiter, Höher und Länger ist wohl fest in unseren Genen verankert. Bei unseren Autos zählen die PS, bei meiner Waschmaschine die Schleudertouren, bei der Creme die reduzierte Faltentiefe pro Tag.

Nur … was soll so ein armer Kamerahersteller anstellen, damit jemand ausgerechnet zu seiner Kamera greift? Er kann den kleinen Schnappschießer mit Massen von Aufklebern versilbern, mit einem 10X-Zoom prahlen und am Ende noch mit den Megapixeln.

Bei der Jagd auf die Megapixelmassen ist die Qualität auf der Strecke geblieben. Insofern ist es spannend, ob die 6mpixel-Kampagne von 6mpixel.org tatsächlich etwas bewirkt. Aber wir können die Schuld nicht den Herstellern allein in die Schuhe schieben: Schließlich haben doch tapfere Kameramännlein versucht, mit Qualität statt mit Masse eine kleine Nische zu erobern und sind dabei still und stumm am Markt gescheitert. Eine 6 Megapixel-Kamera ist neben dem 10-Megamodell ein Staubfänger, die 10 Mega aus dem großen Sensor der Sony R1 kam nur bei einem winzig kleinen Klübchen technisch Versierter glücklich an.

Leute, wir müssen so langsam schlucken, dass der Markt diktiert und nicht der Hersteller. Weder Canon noch Fuji, Nikon, Sony oder Olympus stellen gerne ausschliesslich Schrott her. Aber wer es hier wagt, aus dem allgemeinen Trend auszubrechen, bekommt seine Schätzchen nicht untergebracht.

Seitdem die Welt digital geworden ist, haben die Megas und die Gigas die Macht übernommen. Schließlich hat sich früher kein Schnappschussfotograf ein Mittelformat gekauft, um riesengroße Urlaubfotos aus Mallorca heimzutragen.

Wer sich eine Schappschusskamera für den Kindergeburtstag und den Urlaub kauft, braucht irgendein Kriterium. Brennweite mit einem 10fach-Zoom? Was ist das? An der Lichtstärke? Ups. Am Gewicht? Am Zerstreuungskreis? An der Farbe der Aufkleber?

Stellen wir uns vor, jede Kamera müsse einen Aufkleber mit der wahren Größe des Sensors tragen …
Can it be this is all?
How punny! How small!
(Edward Gorey)