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Die Diskussionen um die »Stärkung« des Copyrights beunruhigen mich immer mehr. Kreativität hat einen Arbeitsablauf – wir sehen, nehmen Ideen auf und verändern sie leicht. Kreativität ist kein großer Geistesblitz, sondern harte Arbeit.

Wir wissen, dass ein guter Geiger oder Pianist täglich viele Stunden üben muss, aber bei Malerei und Fotografie schreiben wir die guten Ergebniss der Begabung, dem Talent und dem guten Geschmack zu. Was wir nicht sehen, sind all die Gemälde und die Fotos, die die Papierkörbe der Künstler füllen.

Wenn ich mir die zahllosen Bücher Hebammen, Heilerinnen und Apothekerinnen des Mittelalters auf dem Präsentiertisch im Buchgeschäft ansehe, frage ich mich gleich, ob all die Autoren dieser Bücher denselben Geistesblitz hatten? Dort liegt die Kreativität eher in der Permutation der Wörter.

Was passiert, wenn das Copyright tatsächlich gestärkt wird? Hätte ich diesen Satz dann überhaupt noch schreiben dürfen? Oder müsste ich Angst haben, dass die nächste Verwertungsgesellschaft kurz vorbeischaut, um zu entdecken, dass dieser Satz schon von einem ihrer Mitglieder geschrieben wurde? Darf ich dann eine Tulpe noch so fotografieren wie ein Fotograf XY zuvor? Darf ich Schloss Bloemersheim noch fotografieren oder verletze ich damit auch schon wieder einen andern?

Wir alle kopieren und permutieren die Wörter und die Bilder, aber wir sind entsetzt, wenn wir selber kopiert werden.

Aus Mark Twains Briefen
To Helen Keller, in Wrentham, Mass.:

RIVERDALE-ON-THE-HUDSON,
ST. PATRICK’S DAY, ’03.

It takes a thousand men to invent a telegraph, or a steam engine, or a phonograph, or a photograph, or a telephone or any other important thing—and the last man gets the credit and we forget the others. He added his little mite—that is all he did. These object lessons should teach us that ninety-nine parts of all things that proceed from the intellect are plagiarisms, pure and simple; and the lesson ought to make us modest. But nothing can do that.

Mark Twain

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